Yin Yoga

Yoga für gesunde Gelenke

„Stelle das Jetzt ins Zentrum Deines Lebens! Sage immer ja zum gegenwärtigen Moment.“

Eckhart Tolle

Yin Yoga ist ein ruhiger, passiver Yoga-Stil, bei dem die Asanas (Körperhaltungen) größtenteils liegend und sitzend ausgeführt und lange gehalten werden (3-5 Minuten, Fortgeschrittene auch länger). Die Asanas die man im Yin Yoga praktiziert sind auch aus anderen Yoga-Stilen bekannt. Zur Differenzierung haben viele Posen im Yin Yoga aber einen anderen Namen: So heißt der Sprinter etwa Drache, die Taube stattdessen Schwan. Dadurch soll verhindert werden, dass der Schüler die Pose so praktiziert, wie er sie aus anderen Yoga-Stilen kennt. Die Asanas sehen körperlich ähnlich aus, haben aber andere Intentionen und verlangen andere innere Haltung.

Der Fokus bei diesem Yoga Stil liegt auf den tieferen Körperschichten wie Gelenken, Bändern, Sehnen und vor allem auf den Faszien. Sie werden mit Hilfe der Schwerkraft verstärkt zu dehnen. Man geht in die Positionen ohne große muskuläre Anspannung und die Muscheln bleiben möglichst passiv. Dadurch entsteht Raum für einen ruhigen, meditativen Zustand. Häufig werden Yin-Yoga-Stunden zudem mit einer kurzen Meditation eröffnet und beendet.

Was bewirkt Yin Yoga?

  • Verbessert die Regeneration und Beweglichkeit
  • Lösung von Verspannungnen besonders bei Rückenschmerzen
  • Entspannt Körper, Geist und Seele
  • Wirkt somit gegen Stress und Burn-Out
  • Lindert Cellulite

Das Yin und Yang

Yin-Yang
  • Yin: dunkel, weiblich, kalt, nass, passiv, Nacht, Norden, Wasser, Erde, Mond.
  • Yang: hell, männlich, warm, trocken, aktiv, Tag, Süden, Feuer, Himmel, Sonne.

Der Begriff „Yin Yoga“ leitet sich von dem chinesischen Konzept von Yin und Yang ab, das vor allem im Taoismus eine Rolle spielt. Diese Philosophie beschreibt Yin und Yang als entgegengesetzte Kräfte oder Prinzipien: Während Yin die weibliche, ruhige, weiche und passive Energie repräsentiert, verkörpert Yang den männlichen, harten, dynamischen und aktiven Gegenpart. In anatomischer Hinsicht steht Yang für die Muskeln und Yin für das Bindegewebe wie Sehnen, Bänder und Gelenke.

Dieses Prinzip wandte der Kampfkünstler Paulie Zink, der von einem chinesischen Meister das taoistische Yoga erlernt hatte, auf Yoga an.

Sein Schüler, Paul Grilley, verband den Yin Yoga mit dem Wissen über die menschliche Anatomie und Traditionelle Chinesische Medizin, die er von Dr. Hiroshi Motoyama gelernt hatte. Es wurde ein Yoga-Stil entwickelt, der einen Ausgleich zu den aktiven, dynamischen und körperlich anstrengenden Yoga-Stilen darstellt.

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin basieren die Yin Yoga Positionen auf den Verlauf der 12 Haupt-Körpermeridiane und diese sind den 5 Elementen Wasser, Holz, Feuer, Erde, Metall zugeordnet. Meridiane sind Energiebahnen in unserem Körper, durch die das Chi (Qi), unsere Lebensenergie fließt. Ist der Chi-Fluss gestört, kann das zu diversen Beschwerden führen. Das Öffnen und Harmonisieren dieser Kanäle kann helfen, Schmerzen zu lindern, das Immunsystem zu stärken, Organfunktionen zu verbessern und Körper und Seele wieder in Balance zu bringen.

Aus Sicht der modernen westlichen Medizin wirken lang gehaltene Dehnungen auf das fasziale Gewebe. Die Faszien sind ein dreidimensionales Netz aus Kollagenfasern, das alles im menschlichen Körper miteinander verbindet. Faszien halten die Muskelfasern zusammen, umhüllen und trennen alle innere Organe, geben im Inneren Halt und Schutz für unseren Körper. Aber Faszien haben mehr drauf als reine Formgebung, denn in ihnen befinden sich Blut- und Lymphgefäße, Nerven sowie Drüsen. Somit bilden Faszien ein Sinnesorgan und erlauben uns, den ganzen Körper wahrzunehmen. Wenn man generell unter Bewegungsmangel leidet sowie nie gezielt mit Faszien arbeitet, kann es zu einem Stau der Lymphe kommen und so können Faszien „verkleben“. Verklebte Faszien schränken nicht nur Beweglichkeit ein, sondern können auch unspezifische Rückenschmerzen verursachen. Darüber hinaus ziehen sich verhärtete Faszien zusammen und erschweren eine Versorgung der inneren Organe mit Blut und Nährstoffen. So haben gedehnte Faszien einen großen Einfluss auf unser ganzkörperliches Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Wie praktiziere ich Yin Yoga?

Sehr wichtig zu betonen - Yin Yoga ist eine individuelle Praxis. Beim Yin Yoga passt Du die Position (mit Hilfe verschiedener Hilfsmittel und Modifikationen) an den Körper an und nicht umgekehrt den Körper an der Position. Mit Yin Yoga schulst Du Achtsamkeit und stellst den Kontakt zum eigenen inneren Yogalehrer her, der Dich durch die Positionen führt.

Wichtig ist hier, dass Du nur so weit in eine Position gehst, wie Du sie mehrere Minuten angenehm halten kannst: Auf einer Skala von 1 bis 10 gibst Du der Intensität eine Stufe 6, mit der Du in die Position gehst. Selbst wenn Du tiefer gehen könntest – bleibe bei 60% Intensität. Versuche, möglichst passiv zu bleiben und Dich der Schwerkraft hinzugeben und dabei nicht muskulär nachzuziehen, um tiefer in eine Position zu kommen. Yin Yoga ist kein Leistungssport!

Wenn Dir eine Position schwerfällt, Du nicht weiterkommst, kann das zwei Ursachen haben: Verspannung oder Kompression – diese bestimmen das Ausmaß Deiner Beweglichkeit.

Verspannung passiert auf muskulärer oder faszialer Ebene und kann durch behutsame, regelmäßige Yin Yoga Praxis reduziert werden.

Kompression dagegen entsteht, wenn Knochen an Knochen stoßen. Hier ist also kein weiteres Voranschreiten in einer Position möglich! Wir sind alle unterschiedlich, was unsere Anatomie angeht, und manch einer kann eine bestimmte Position nicht ausführen, weil es die Stellung seiner Knochen zueinander oder die der Gelenke nicht zulässt. Hier hilft einzig und allein, die Position so zu verändern, dass sie ausführbar wird, z.B. indem man in der sitzenden Vorbeuge die Beine etwas weiter öffnet.

Bei dem Yin Yoga praktizieren unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Schmerzarten. Erwünscht sind die Dehnungsschmerzen in den Übungen. Yogalehrer bezeichnen diese Schmerzen oft als „Wohlfühlschmerzen“. Sie entsprächen den Verspannungen, sind flächig und führten vom Gelenk weg. Stechende Schmerzen dagegen sind punktuell, im Gelenk oder zum Gelenk hinführend. Sie entsprächen der Kompression und sind ein Zeichen, eine Position zu verlassen oder zu verändern.

Nach jeder Stellung kommt eine kurze Relax-Phase (entspannte Rückenlage oder Bauchlage). Diese Positionen helfen, dass sich der Energiefluss im Körper wiedereinstellt.

Was brauche ich für Yin Yoga?

  • Yogamatte
  • Yogablöcke
  • Sitzkissen
  • Bolster oder dickes längliches Kissen
  • Bequeme Kleidung